Forschung

Sozialwissenschaftliches Institut Tübingen

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Eigene und beauftragte Forschungsprojekte liefern den Hintergrund für unsere Beratungen, für Concepting und Qualifizierung. Deshalb berücksichtigen wir gezielt den Bedarf nach einer feldbezogenen Verwertbarkeit von Forschungsergebnissen. Wir erstellen für Sie Expertisen, wissenschaftlich fundierte Analysen und evaluieren Ihre Arbeit.

Medienforschung: Fernsehen

In den vergangenen Jahren haben wir im Auftrag des IZI - das ist das Kinder- und Jugendforschungsinstitut des Bayerischen Rundfunks - mehrere Medienforschungsprojekte durchgeführt. Drei davon stellen wir hier kurz vor:

Figurationen - Jungen und ihre Fernsehfiguren

Die Studie beschäftigt sich mit der Bedeutung beliebter Fernsehfiguren für Jungen. Interessant ist vor allem, was Jungen in die Figuren aktiv "hineinsehen", also was sie auf die Figur als Bewältigungsunterstützer projizieren. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Interviews mit Jungen (Stichprobe: 40 Einzelinterviews, zusätzlich Gruppeninterviews mit weiteren 40 Jungen). Die Untersuchung konzentriert sich auf das Alter zwischen acht und elf Jahren - medienpädagogisch und forschungsbezogen sicher eine besonders schwierige Zielgruppe. Im Vordergrund stehen aktive Aneignungs- und Bewältigungsprozesse in Bezug auf die Nutzung des Fernsehens: Die geschlechtsbezogene Lebenslage "Jungesein" in der frühen Jugendphase generiert Themen und Fragestellungen, die (u.a.) über Aneignungsprozesse bewältigt werden. Fernsehen ist eine Form der Aneignung und Bewältigung solcher Themen. Jungen sehen auch deshalb fern, um diese Themen gespiegelt zu bekommen und sie sukzessiv zu bewältigen. Dafür suchen sie sich Sendungen (Sendungsformate, -typen), vor allem aber auch Figuren, die sie bei der Aneignung und Bewältigung solcher Themen begleiten, unterstützen oder perspektivisch-antizipatorisch tragen.

Mädchen, Jungen und ihre Fernseh-Erotik

Mädchen und Jungen sind manchmal unterschiedlich. Alle wissen, dass das vor allem dort der Fall sein dürfte, wo es um Körper, Erotik und Sexualität geht. Aber wie sehen solche Unterschiede aus? Jenseits von stereotypen Vorstellungen und Alltagswissen ging es im "Erotikprojekt" darum, die Themen Mädchen, Jungen und ihre Fernseherotik aufzuschließen. Das besondere an diesem Projekt war die teils eigenständige, teils parallele und synchronisierte genderbezogene Forschung. In einem gemeinsamen Rahmen wurden jungen- und mädchenspezifische Zugänge zu erotischen Darstellungen im Fernsehen durch jeweils 30 Fallstudien untersucht. Die befragten Mädchen geben sehr klar Auskunft darüber wie sie Erotik als Thema im Fernsehen präsentiert haben wollen: Erotik und Sexualität gehört zu Medien allgemein und zum Fernsehen dazu, es darf nur nicht zuviel werden. Eine sensible Dosierung ist wichtig, gleichzeitig wird ein offener Umgang mit diesen Themen gewünscht. Für Mädchen attraktiv ist Erotik im Fernsehen in Kombination mit einer Liebesgeschichte oder mit Spannung und Humor. Die Kommunikation über Erotik im Film ist für sie oft wichtiger als das Betrachten erotischer Inhalte. "Übertriebene" körperliche Darstellungen sind entweder wenig interessant, weil schon zu oft gesehen oder aber peinlich und Scham besetzt oder werden als unprofessionell abgewertet. Bei den Jungen zeichnete sich ein klarer Trend im Hinblick darauf ab, wie mit Erotischem im Fernsehen umgegangen werden soll, wie Erotik zu ihren Figuren passt. Erotik soll eingebettet sein, sie soll passen und darf quantitativ nicht überwiegen: "zu viel ist zu viel". Die meisten Jungen räumen der Erotik im virtuellen "Streifraum Fernsehen" einen selbstverständlichen Platz ein: Erotisches darf oder soll sein, wenn sie sich einbettet in die dort gezeigten Welten, wenn sie sich eingliedert auch in anderen Themenbereichen und für Jungen interessante Genres (etwa Action, Spannung, Sport, Musik, Science Fiktion...). Erotik und Sexualität sind für Jungen also ganz in Ordnung, wenn sie integriert, wenn sie eingebunden sind.

Jungenhelden im Fernsehen

Jungen im Alter zwischen neun und dreizehn Jahren gehen dem Qualitätsfernsehen verloren, sie wandern als Konsumenten ab. Könnte es sein, dass dabei auch die Heldenfiguren von Bedeutung sind, die Jungen in Qualitätssendungen präsentiert werden? Landläufig findet sich eine ganze Reihe von Vorstellungen darüber, was Jungen speziell "als Jungen" an Fernsehfiguren gefällt (oder nicht), was sie - figurenbezogen - davon abhält, sich für bestimmte Serien oder Sendungen zu interessieren. Bei unserer Untersuchung darüber, wie Jungen Heldenfiguren im Fernsehen wahrnehmen, zeigte sich jedoch, dass es nicht die üblicherweise vermuteten Figuren-Qualitäten sind, die für Jungen attraktiv oder abschreckend sind. In ihrer Bewertung nehmen sie vielmehr Bezug auf eine Vielfalt von Qualitätsaspekten. Im Rahmen der Studie führten wir elf "Jungenworkshops" in kleinen Gruppen und "Schul-Expertenrunden" durch. Die Stichprobe umfasste insgesamt rund 150 Jungen. Für einen modernisierten Heldenweg jungenaffiner Fernsehfiguren scheint es insbesondere auf zwei Aspekte anzukommen: dass Aktivität (Handlungsorientierung) einen deutlichen Vorrang vor der Reflexion bekommt; und dass in der Darstellung von Helden nicht ausladend problematisiert wird, sondern Wege zur Lösung aufgezeigt werden, so dass es eine Befreiung vom nur Problematischen, Defizitären und Reflexiven gibt. Kurz: Probleme: Ja! - Problematisierung: Nein!

Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation

Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation verstehen wir als einen Ansatz, der einem Projekt mit begrenzter Laufzeit externe Ressourcen und Perspektiven zuführt, die vor allem während der Laufzeit im Sinn von Qualitätsentwicklung wirksam werden. Ein solcher Evaluationsrahmen begleitet unsere Auftraggeber dabei, ihren Projektauftrag optimal umzusetzen. Darüber hinaus wirkt sie auf eine Ergebnissicherung hin, so dass Projekterfahrungen ggf. in einer Weiterführung oder auch andernorts aufgenommen werden können. Unsere Projektbegleitung lässt sich als prozessorientierter, aktivierender und strukturierender Ansatz beschreiben.

Für das methodische Vorgehen wählen wir eher kleiner dimensionierte, pragmatische Instrumente, bei denen Aufwand und Ergebnis in einem vertretbaren Verhältnis zueinander stehen. Unsere Präferenz liegt bei qualitativen Zugängen, die durch quantitative Verfahren unterstützt werden. Darüber hinaus vermitteln wir Kompetenz und Know-how im Bereich der Selbstevaluation. Die Begleitung und Beratung von Projekten braucht regelmäßige Reflexionsinseln, die dem jeweiligen Projektteam einen "kritischen" Blick auf seinen Arbeitsprozess - und damit eine bessere Steuerung des Projekts im Sinn der Projektziele ermöglichen. Die Begleitung wechselt je nach Bedarf zwischen Fachberatung und Coaching. Zentrale Perspektiven sind die des Projektmanagements sowie der Struktur-, Prozess-, Ergebnis- und Konzeptqualität.

Ihre Ansprechpartner: Reinhard Winter, Gunter Neubauer

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